Marita bei den Kiwis

Montag, 12. Februar 2007

Der Flug: Frankfurt-Osaka-Auckland-Christchurch

Es ist merkwürdig: Du sitzt im Flugzeug und weißt: „In zwei Tagen werde ich am anderen Ende der Welt sein.“ Eigentlich weißt du es, und doch ist es völlig irreal. Und plötzlich siehst du Peking unter dir und bist dir im Klaren darüber, dass das WIRKLICH weit weg von Zuhause ist.

Der Flug ist okay. Nein, ich muss nicht weinen, ich habe noch nicht verstanden, dass auf mich ein neuer Start in einer fremden Stadt in einem fremden Land wartet.

Nach 19h sind wir an unserem ersten Zwischenziel angekommen: Osaka.

Ruth und ich beschließen, die 8 Stunden Aufenthalt für einen kurzen Trip in japanisches Gefilde zu nutzen. Wir tauschen Geld und nehmen den Zug in die Innenstadt. Tjaaa, wenn das so einfach wäre. Wir scheitern an der scheinbar einfachen Aufgabe, ein stinknormales Ticket an einem Automaten zu kaufen. Wenn man aber auch NIX lesen kann! Heieiei…

Wir stellen bald fest: selbst wenn man es lesen könnte, die japanische Logik (wenn man sie überhaupt als solche bezeichnen kann) geht mit der europäischen einfach nicht konform. Es gibt kein System. Ruth und ich kaufen das Ticket schließlich am Schalter, wo wir sämtliche Dokumente vorlegen müssen, um diesen schlussendlich jedoch hochzufrieden mit einem schicken, personalisierten (es fehlt nur noch das Passfoto), auf den 6. Februar im Jahr 19 (sehr fortschrittlich, die Japaner) datierten Fahrschein zu verlassen.

Wir verbringen 6 Stunden in Osaka, von denen ich sagen kann, dass ich viel gelernt habe. Mal ganz unabhängig von Japan oder nicht Japan… wenn man weiß, dass man nach einer durchgemachten Nacht eine Stadt zu Fuß erkunden möchte, sollte das Handgepäck einfach keine 14 kg umfassen. Der Rucksack sitzt nicht, die Notebooktasche schneidet ein, kurz: ich bin im A… Mir geht es etwas besser, wenn ich mir immer wieder sage: „Marita, du lebst nur einmal.“

Wir fahren zum Tennoji, dem ältesten Tempel Japans, um auch ein bisschen Kultur in unseren Ausflug integriert zu haben. Ist ja ganz nett der Tempel, aber überall schlägt uns der penetrante Geruch von Weihrauch entgegen und ein kleiner – beim ersten Hinsehen – netter Teich entpuppt sich als Massengrab für Schildkröten.

Ich könnte noch zeilenlang berichten, was in den sechs Stunden alles passiert ist, aber ich belasse es bei einem kurzen Resümee:

Japan ist laut, bunt, hektisch und kitschig. Ruth und ich verbringen die Hälfte der Zeit mit der nicht enden wollenden Suchen nach den richtigen Zügen, deren Ort uns selbst die Einheimischen nicht nennen können (hilfsbereit sind sie aber, das ist ja schon mal was :)) und Kilometermärschen, auf denen wir hoffnungslos nach essbaren Nahrungsmitteln Ausschau halten. Die Japaner kennen offenbar nur Sushi und sonstige Fischgerichte (als Vegetarier oder Fischhasser, müsste man dort elendig zu Grund gehen). Wir landen schlussendlich in einem Fastfood-Restaurant und lassen uns zu einem Burger herab, der auch einigermaßen genießbar ist (im Gegensatz zur Toilette…).

Nach sechs Stunden Osaka kommen wir beide zu dem Schluss, dass das auch erst mal genug Japan war.

In Auckland müssen wir unser Gepäck durch den Zoll schleusen. Ich werde nach allen möglichen Schuhen gefragt und befinde mich ein paar Minuten später in einer Schlange der, ich nenne sie mal Kofferöffner. Um mich herum lauter diskutierende Menschen vor ihren geöffneten Koffern, die verzweifelt versuchen, den Zollbeamten klar zu machen, dass die 7 Kilo Fleisch ein Geschenk für Freunde sein soll. Ich vor einem Inspektor, der tatsächlich möchte, dass ich meine Fußballschuhe auspacke. Ich warne ihn: „Attention, they smell really bad.“ Er grinst, hält sich die Nase zu und schwirrt ab, um das deutsche Gras abzuwaschen (mein letztes Souvenir…).

Ansonsten gibt es nicht wirklich viel zu berichten, außer dass der Wunsch in mir immer lauter wird, endlich bald angekommen zu sein.