Marita bei den Kiwis

Freitag, 16. Februar 2007

Wohnungssuche in Christchurch, Tag 1

Was man nicht alles erleben kann, wenn man in Neuseeland auf Wohnungssuche geht! Es führt kein Weg daran vorbei, euch daran teilhaben zu lassen.
Nehmt Anteil an einem Streifzug durch neuseeländische Wohngemeinschaften:
Es ist Montag, der 12. Februar 2007, 9h. Ein neuer Tag beginnt, während in Deutschland der Sonntag gerade dem Ende entgegen geht. Ich ziehe los zu meinem ersten Wohnungsbesichtigungstermin. Eine WG in der Stadt. Allein die Busfahrt ist mal wieder spannend. Ihr müsst euch das so vorstellen: In Christchurch gibt es keine Namen für die Bushaltestellen. Sie heißen einfach alle „Metro Station“. Sehr klug überlegt, muss ich wirklich sagen. Besonders als Ausländer findet man sich prima zurecht, weil man ja immer sofort weiß, wann man aussteigen soll/muss/kann. Haha! :) Und das ist erst der Anfang! Jeder Bus fährt an einer anderen Station ab. Wenn ich also von Riccarton (das ist das Viertel, in dem ich wohne, ganz in der Nähe von der Uni) aus in die Stadt möchte, dann gehe ich nicht zur nächsten Haltestelle um die Ecke und WEISS, dass demnächst ein Bus kommt, der mich dorthin bringt, nein, ich gehe zur nächsten Haltestelle um die Ecke und HOFFE, dass das die richtige ist. Es ist zum Verzweifeln. Ich nehme immer einen Busübersichtsplan mit und verfolge die Route.
Back to the structure: An diesem Morgen (ich habe tatsächlich die richtige Haltestelle erwischt und sitze im richtigen Bus :)) begebe ich mich also zu dieser WG in der Stadt.
Es ist ein Haus älteren Baujahrs. Die Tür steht offen. Ich rufe laut ins Haus hinein: „Hello!!!!????“ Nichts. Ich warte. Suche nach einer Klingel. Vergebens. Ich trete ein. „Hello!!!!?????? Anybody there????“ Ich höre Geräusche. Sie kommen von oben. „Oh, man, ich breche gerade in ein Haus ein….“ Zögernd schreite ich die Stufen hinauf, um zu sehen, woher die Geräusche kamen. Aus dem Badezimmer tönt es etwa so: „RRRHHHHHFDSHJKLJKLJIOHJKHJKFRRRRR&/(&§/($“)()$“$()§=!!!!!!“ „Oops, da reinigt wohl einer gerade seine Nebenhöhlen. Mmmmmmhhhmmmm… hatte ich heute eigentlich schon Frühstück?“
Ich entfliehe lieber diesem Lärm, klappere jede auffindbare Tür ab und klopfe. Außer dem Menschen im Badezimmer scheint niemand hier zu sein. Ich warte noch ein paar Minuten, beschließe dann aber doch, mir nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen und klopfe. Schließlich bin ich pünktlich und warte schon seit 7 Minuten. Niemand antwortet. „Ist der taub???“ Ich klopfe erneut und beginne, mein Anliegen vorzutragen: „Hello? My name is Marita, I just wanted to have a look at the free room.” Wieder nichts. “Hilfe, wo bin ich hier gelandet? Also fest steht, dass ich hier NICHT wohnen möchte.“ Komme mir etwas überflüssig vor.
Ich lehne am Geländer und zähle die Sekunden. Auf einmal: Schritte von unten. Sekunden später steht mir ein Typ mittleren Alters gegenüber, grinst mich an und fragt mich, ob ich schon lange warte. Scherzkeks. Er ist sehr nett, zeigt mir das Zimmer, aber das ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon nicht mehr wichtig, weil ich bereits den Entschluss gefasst habe, nicht mit Menschen zusammen wohnen zu wollen, die so tun, als seien sie taub.
Die erste Wohnung war zwar ein Reinfall, dafür ist Glenn (der Typ) sehr nett. Wir reden ne Weile, er gibt mir ein paar wertvolle Tipps und schließlich fährt er mich sogar mit seinem Auto (ich will natürlich mal wieder aus Gewohnheit auf der rechten Seite einsteigen) zum Bus Exchange zurück.
Das war Wohnung Nr. 1.

Stellt euch einfach so vor, dass es so oder so ähnlich auch bei den nächsten Wohnungen abläuft und ihr wisst, wie es mir nach dem ersten Tag auf Wohnungssuche geht. Ich gehe einfach früh ins Bett und denke nicht mehr an ignorante Koreaner, Menschen, die so schüchtern sind, dass sie einen nur alle 5 Minuten mal eines Blickes würdigen oder solche, die nicht wollen, dass man ihre Waschmaschine benutzt, weil das zu viel Strom verbraucht.