Marita bei den Kiwis

Sonntag, 22. April 2007

Otahake Hot Springs | ein Schrecken namens Kuh

Man, man, man, bloggen ist echt anstrengend. Ich komme gar nicht hinterher. Hier ist einfach zu viel los…
Ich muss also ein bisschen ausholen und beim Osterwochenende (5.-7.4.) starten, an dem wir los gezogen sind zu den Otahake Hot Pools.

Urwald-Gestrüpp, durch das sich der größte Teil des Wegs schlängelte

Und da es Marita am Herzen liegt, neben den Reiseberichten auch ein bisschen Wissen weiterzuvermitteln, werde ich gleich mal Wikipedia sprechen lassen und eine Definition der heißen Quellen abliefern (ja, ich weiß, dass man das nicht zitiert, aber das ist ja hier kein wissenschaftlicher Bericht):

"Eine heiße Quelle ist eine hydrothermale Quelle, bei der Wasser an die Oberfläche tritt, welches signifikant wärmer ist als das umgebende Grundwasser. Das Wasser wird unterirdisch erhitzt, entweder durch vulkanische Aktivitäten oder indem das Wasser bis in tiefere Bereiche der Erde zirkuliert und sich dort am heißen Gestein erwärmt. Dabei erreichen die heißesten Quellen Mitteleuropas in Aachen 74° C, in Wiesbaden 66° C. In vulkanogenen Gebieten ist die Wassertemperatur teilweise nahe dem Siedepunkt. Meist blubbert das Wasser an die Erdoberfläche. Dabei werden oft Schwefel-Gase frei." http://de.wikipedia.org/wiki/Hei%C3%9Fe_Quelle

Schon mal in so einer heißen Quelle gesessen? Ziemlich lustig ist das, je nach Pool (den man sich vorher übrigens selbst zurechtgraben muss – oder man lässt es einfach andere machen :)) kann es aber auch sein, dass man sich sämtliche Gliedmaßen verbrennt, weil die Dinger abartig heiß sein können.
Stellt euch einfach einen total kuscheligen Whirlpool vor, in dem man sich so richtig entspannen kann. Der einzige Unterschied ist, dass Hot Pools nicht blubbern und man seinen Kopf auch lieber über Wasser halten sollte (da schwimmen nämlich ganz leckere Bakterien drin rum, die einem das Gehirn auflösen können oder so ähnlich – selbst wenn das nicht stimmen sollte, ich wollte das doch lieber nicht ausprobieren…). Außerdem riechen sie ziemlich schwefelig, ein bisschen wie faule Eier, aber an diesen Geruch gewöhnt man sich schnell. Glaubt mir, wenn man nach einem langen Wandertag mit bestimmt 9 Flussüberquerungen völlig stinkig und dreckig an diesen Pools ankommt, ist es eine Wonne, sich in diese Teile zu flezen.

Zwei Hot Pools, aufgenommen von unserem Zeltlager aus

Am Abend vorher saßen wir alle in Badesachen drin, aber auch nur, weil Sandflies wenn es dunkel wird, verschwinden...

Apropos Flussüberquerung: In Neuseeland ist es ganz normal, dass einem beim Wandern Flüsse begegnen, die man nicht umgehen kann. Brücken sind äußerst selten, sodass einem nichts anderes übrig bleibt, als durch sie hindurch zu waten. Nee, die Schuhe bleiben an… das hat dann zur Konsequenz, dass man den ganzen Tag lang in Schuhen herumläuft, die bis oben mit Wasser gefüllt sind (denn bei gutem Gore-Tex-Material kommt das nicht von allein wieder raus). Ist zwar etwas schwerer als sonst, die Füße zu heben, ist aber auch ziemlich komfortabel, muss ich sagen.


Wie dem auch sei: Ich bin ein völliger Outdoor-Fan geworden! Die einzige Last, die man (neben seinem Rucksack) zu (er)tragen hat: Sandflies. Kleine, mistige Fliegen, die in der Nähe von sämtlichen Gewässern leben (was für Neuseeland bedeutet: einfach überall!!!) und so klein sind, dass man ihnen nicht mal zutrauen würde, dass sie beißen können. Sie sind nicht mal halb so groß wie eine Mücke und doch sind ihre Bisse zehnmal so schrecklich wie ein Mückenstich. Und das allerschlimmste an so einem Biss ist, dass man den blöden Sandfly-Weibchen (hm, hier haben wir mal wieder das Klischee, dass nur Frauen zicken… Sandfly-Männchen beißen nämlich nicht) mit dem Blut von einem einzigen Biss zu bis zu 100 Eiern verhilft. Und genau diese Vorstellung macht mich noch viel wütender, weil diese Tiere einfach zu gar nix gut sind und einfach ausgerottet gehören. Bei so wenig Tier haben ja nicht mal andere Tiere was davon. Proteingehalt = 0!!!!!!
Wir hatten trotzdem ne super Zeit.


Auf dem Rückweg hatte ich jedoch mal kurzzeitig Herzrasen, als plötzlich eine Herde Kühe (ich glaube, es waren 8 oder 9) aus dem Gebüsch auf Ivor und mich zugerannt kam. Ja, GERANNT!!! Und das bin ich dann auch und war zum ersten Mal froh, einen Fluss vor mir zu haben, in den ich mich retten konnte. Verfolgt und platt gerannt von Kühen – kein schöner Tod… :)
Ivor hat sich kaputt gelacht, dass ich so ne Panik bekommen hab. „They just wanted some food from us!“ Ja, herzlichen Dank. Das hätten sie auch mal dezenter ausdrücken können und meine letzten zwei Müsliriegel hätten sie auch nicht satt gemacht… Egal, ich hab jetzt gelernt, dass Kühe in den allerwenigsten Fällen aggressiv sind und einen umrennen. Danke, Ivor! :) Aber wer weiß schon, ob dieser Angriff nicht einer dieser allerwenigsten Fälle war???


Ja ja, vom rettenden Fluss aus lässt sich leicht ein Foto von den bösen Kühen schießen...


Unsere Gruppe